MYTHOS FREIHEIT //2: Geist
25.09.–3.10.2015

Arabischer Frühling, Occupy, Stuttgart 21, europäische Finanzkrise, Anti-TTIP, Monsanto - wohl noch nie zuvor waren Protestbewegungen so zahlreich, international und kreativ wie heute. Doch welche Freiheit meinen wir, wenn wir eben diese einfordern? Der Versuch, Freiheit zu erreichen, ist Ergebnis und Bedingung eines permanenten Suchens. Reformen oder Revolution?

Proteste und Widerstandsbewegungen gegen globale Missstände greifen in die Kontinuitäten von Machtverhältnissen ein. Die Bilder der Proteste verbreiten sich global. Aber welche Mittel des Protestes sind legitim? Und was passiert, wenn das Ziel erreicht, der Diktator gestürzt, das AKW abgeschaltet, die angemessenen Löhne gezahlt und die Medien längst weiter gezogen sind?

Protestbewegungen in Europa und Anderswo scheinen in gewisser Hinsicht restaurativ, knüpfen sie doch an bereits vorhandene Denkfiguren und bestehende Konzepte an. Es eröffnen sich jedoch neue Handlungsspielräume, indem man Grenzen in Frage stellt und einen Neubeginn in Angriff nimmt: eine Bewegung gründet sich, die Gesellschaft organisiert sich anders, ein neuer Staat entsteht, eine innovative Idee für soziale Gerechtigkeit und gleichberechtigte Teilhabe steht im Raum. Eine langfristig stabile und nachhaltige Umsetzung progressiver Ansätze ist jedoch trotz großer Anstrengungen und Risiken nicht garantiert.

Der Erfolg sozialer Bewegungen hängt auch von der medialen Verbreitung ab. Die uns umgebenden Bilder sind vorsortiert, wenden den Fokus in bestimmte Regionen, priorisieren bestimmte Konflikte, während andere keine Aufmerksamkeit erfahren. Die Berichterstattung folgt den „Gesetzen“ der Aktualität. Die schockierte Empörung weicht einer Gewöhnung an alltägliches Elend, die Aussichtslosigkeit entmutigt das Publikum.

Trotzdem: kreativer Protest und Widerstand gegen Ungerechtigkeiten, Landnahme, Ausbeutungen, Zwangsräumungen, Rassismen und tödliche Grenzen zur Abwehr von Flüchtenden sind nahezu weltweit wesentlicher Bestandteil sozialen Lebens. Dabei sind alle Befreiungsversuche mit Gefahren und Unsicherheiten verbunden. Scheitern ist immer möglich.

Welches utopische Potential hat der Widerstand? Welche Ressourcen können Menschen aktivieren, die auf der Flucht sind? Welches Veränderungspotential ist Naturkatastrophen bzw. apokalyptisch anmutenden Krisen inhärent? Wann und wie ist eine dauerhafte Änderung gesellschaftlicher Verhältnisse möglich?

 

GEIST ist eine Kooperation von galerie KUB, Verband binationaler Familien und Partnerschaften e.V. - Geschäfts- und Beratungsstelle Leipzig, Sven Bergelt, UKSSD e.V. - Union Kurdischer Studierender in Syrien und Deutschland, LOFFT – DAS THEATER und weiteren Partner*innen und der 2. Teil des Projektes „MYTHOS FREIHEIT: Körper, Geist und Seele, das sich im Frühjahr, Herbst und Winter 2015 kontrovers mit Freiheitsfragen in den verschiedensten Bedeutungszusammenhängen auseinandersetzt.