Körper

24.4.–2.5.2015

Der Körper verleiht Gestalt. Allen Lebewesen verhilft er im biologischen Sinne zu einer Erscheinung und grenzt sie von der Umgebung ab. Der eigene Körper dient gleichzeitig als Refugium und Kommunikator. Er ist Arbeitsgerät, Leinwand, Mittel zum Zweck.

Aber wie frei ist der Zugriff auf den eigenen Körper? Wie und warum haben Veränderungen der körperlichen Erscheinung in Geschichte und Gegenwart gesellschaftliche Akzeptanz und Ablehnung erfahren? Inwieweit verschafft oder nimmt der Eingriff in die körperliche Unversehrtheit Freiheit?

Aufklärung und technischer Fortschritt schaffen eine Vielzahl an neuen Möglichkeiten. Neben der streng binären Geschlechterordnung gibt es einerseits eine Vielzahl an Varianten und Identifikationsmöglichkeiten, andererseits wird das Geschlecht bis heute zwangsweise als "männlich" oder "weiblich" durch Mediziner*innen und den allgemeinen Diskurs zugewiesen.
Menschen mit körperlichen oder geistigen Handicaps fordern ihr Recht auf eine selbstbestimmte Sexualität ein und stoßen dabei nach wie vor auf Vorurteile, Ablehnung und ökonomische Barrieren.
Der eigene Körper ist scheinbar die letzte Bastion der Selbstbestimmung. Menschen versuchen, mittels extremer Körperbeanspruchung, z.B. sexuell motivierter „Verletzungen“, eine Art Trance, Entspannung oder ein Ablösen von der Lebensrealität zu erfahren.

Frauen* haben sich in den letzten 100 Jahren ein selbstbewusstes Körperbild erkämpft und können ihren Körper, ebenso wie Männer*, durch Mode, sportliche Aktivität oder ästhetisch-chirurgische Eingriffe frei nach ihren Bedürfnissen modifizieren oder an die herrschende gesellschaftliche Norm anpassen. Schwere Krankheiten lassen sich mittels Organspende von toten oder lebenden Körpern therapieren.
Der neuzeitliche „Bodycult“ wird schlechthin mit Freiheit assoziiert. Heute gilt die Modifikation als (modische) Abgrenzung, Lebensverlängerung und Leistungssteigerung.
Nicht zuletzt kann der menschliche Körper aktiv und selbstbestimmt zur geldwerten Reproduktion eingesetzt werden, etwa im -frei gewählten- Beruf der Prostituierten, der Pornodarstellerin oder der Profifußballerin. Im Bereich des illegalen Organhandels steht die Freiheit der Einzelnen* unter anderen Vorzeichen in Frage.

„MYTHOS FREIHEIT // 1: Körper“ zeigt Zusammenhänge und Widersprüche im Körperverständnis auf und bringt sie durcheinander. Die Gegenüberstellung von Notwendigkeit und Spaß beim Benutzen und Verändern der menschlichen Hülle bildet die Grundlage der Diskussion um unser Verständnis von Freiheit.

Die Filme werden durch Diskussionen mit ExpertInnen begleitet.

KÖRPER ist eine Kooperation von Cinémathèque Leipzig e.V., RosaLinde Leipzig e.V., Amnesty International Hochschulgruppe Leipzig, AIDS-Hilfe Leipzig e.V. und weiteren Partner*innen und der 1. Teil des Projektes „MYTHOS FREIHEIT: Körper, Geist und Seele, das sich im Frühjahr und Herbst 2015 kontrovers mit Freiheitsfragen in den verschiedensten Bedeutungszusammenhängen auseinandersetzt.